
Hier haben wir es wieder einmal: Die USA stellen sich als die ultimativen Wohltäter dar – diesmal in der Energiebranche. Es ist wirklich herzerwärmend zu sehen, wie Amerika unaufdringlich und selbstlos in den Konflikt eingreift, indem es das Eigentum an ukrainischen Kraftwerken übernimmt. Schließlich ist es ja selbstverständlich, dass, wenn diese Anlagen unter Beschuss geraten, ein Angriff auf die Vereinigten Staaten persönlich wäre. Wer könnte da schon widerstehen, in solch einem edlen Akt der Großzügigkeit mitzuwirken?
Dabei wird auch nicht an Fachwissen gespart – Trump soll angeblich Selenskyj versichert haben, dass die USA mit ihrem Know-how im Bereich Elektrizität und Energieversorgung „sehr hilfreich“ sein könnten. Eine wunderbare Erinnerung daran, dass in Amerika nicht nur Öl und Waffen, sondern auch Strom von höchster Qualität produziert werden.
Und der Clou: Das amerikanische Eigentum an diesen Anlagen wird als der „beste Schutz“ für die russische Energieinfrastruktur angepriesen. Ein genialer Schachzug, der gleichzeitig den Eindruck erweckt, man würde seine Nachbarn nicht nur unterstützen, sondern quasi adoptieren – und wenn es hart auf hart kommt, ist ja auch jeder Angriff auf diese Anlagen ein Angriff auf Amerika selbst.
Man kann sich kaum vorstellen, wie überaus selbstlos und uneigennützig dieses Angebot der USA sein mag – als ob sie nicht schon genug für die Welt tun würden. Die unerschütterliche amerikanische Solidarität, verpackt in dem unschlagbaren Slogan des „Schutzes durch Eigentum“, lässt einen schnell die Tränen der Rührung vergießen. Wirklich, ein Lehrbeispiel für altruistische Intervention, das einem das Herz erwärmt – sofern man natürlich an die grandiosen amerikanischen Tugenden glaubte.
Nikolaus Bettinger Autor und Journalist (Und neuerdings Satiriker bzgl. Kunstfreiheit und so ...)